Nach der eigenhändigen Fassung im Geheimen Staatsarchiv gedruckt bei: Paul Hassel: Geschichte der Preußischen Politik 1807-1815. Erster Theil.
(1807,1808) (Publicationen aus den K. preußischen Staatsarchiven Band 6) Leipzig 1881. S. 568-575.
Um Euerer Königlichen Majestät unschätzbarem Vertrauen zu entsprechen und den mir ertheilten höchsten Befehl zu befolgen, wiederhole ich dasjenige hier
schriftlich, was ich die Ehre hatte, Höchstdenenselben mündlich über die Gegenstände zu sagen, zu deren Erörterung, Sie mich zuzuziehen, huldreichst
geruhten. Ich glaube, mich dabei kurz auf die Resultate beschränken und in Absicht auf die Motive, besonders auf die Charakterisirung der Personen,
auf jene mündliche Unterredung ehrerbietigst beziehen zu können. Jedoch erlaube ich mir hier und da einige Zusätze:
1) Es scheint mit der politischen Lage der Dinge schlechterdings nicht vereinbarlich, daß der sonst so verdienstvolle Staats-Minister Freiherr von
Stein jetzt an der Spitze der Geschäfte bleibe, vielmehr, so groß auch der Verlust für Euerer Majestät Dienst ist, nicht zu vermeiden, daß er seine
öffentliche Entlassung erhalte und sich entfernt von Berlin, in einem andern Ort Euerer Königl. Maj. Staaten aufhalte. Die Idee, als Staatsrath in
Dienstverbindung und in der Residenz zu bleiben, möchte noch weit nachtheiliger in Absicht auf die Folgen, die man vermeiden will, wirken, als die
Beibehaltung der Stelle selbst. Dieses schließt indessen nicht aus, daß Eure Königl. Maj. das schriftliche Gutachten des Freiherrn von Stein fordern
können, wo Höchstdieselben es für nöthig finden. Euere Königl. Maj. werden ihm auch vermuthlich eine angemessene Pension gnädigst aussetzen, da er
zumal wegen seiner Besitzungen, die in Ländern liegen, welche ganz unter französischem Einfluß stehen, gar nicht gesichert ist.
2) Der Schritt, ihn seiner Dienste zu entlassen, dürfte nicht länger aufzuschieben sein, als bis zu dem Augenblick, wo der Graf von Goltz die
gegenwärtige Unterhandlung in Berlin abgeschlossen haben wird, weil sonst der widrige Eindruck bei Napoleon immer ärger werden würde.
3) Die Idee eines größeren Staatsraths, dessen Bestimmung Berathung sehr wichtiger Angelegenheiten sein soll, ist an sich gut, aber sie ist
secondair.
4) Das Dringendste ist, ein Ministerium einzurichten, das Euerer Königliche Majestät Höchstdero Befehle unmittelbar vernehme und die
Ausführung leite.
Dieses würde bestehen:
a) Aus dem Minister für die auswärtigen Angelegenheiten, dem Grafen von der Goltz, dieser leitete die politische Division des Departements selbst;
die Division der Hoheits-, Haus-, und Familien-, auch der mit dem auswärtigen Departement verbundenen inneren Sachen unter ihm, als Divisionschef,
der Geheime Legationsrath Nagler.
b) Aus dem Minister für die Finanzen, bisherigen Geheimen Finanzrath, dem Freiherrn Stein von Altenstein.
c) Aus dem Minister des Innern, dem bisherigen Kammerpräsidenten zu Marienwerder, Grafen von Dohna.
d) Aus dem Kriegsministerium, welches Euere Königl. Maj. schon durch den General von Scharnhorst und als Divisionschef für die Öconomie-Angelegenheiten
durch den Grafen von Lottum versehen lassen.
e) Aus dem Justiz-Ministerium, welches der Kanzler Freiherr von Schroetter ebenfalls schon versieht. Die Gründe, warum der Freiherr von Altenstein
und der Graf von Dohna zu jenen Stellen vorzüglich zu wählen sein dürften, und dem Kanzler Freiherrn von Schroetter das Justiz-Ministerium nicht zu
entziehen wäre, erwähne ich hier nicht, sondern beziehe mich deshalb ehrerbietigst auf meine mündlichen Äußerungen.
5) Die vier erst genannten Minister trügen Euerer Königl. Maj. vereint vor, der Justiz-Minister zu besonders bestimmten Zeiten. Sie versammelten
sich unter sich zur Berathung der gemeinschaftlich zu behandelnden Geschäfte, nach Beschaffenheit derselben entweder alle, oder theilweise. Dann
leitete jeder seine Partie und wäre dafür verantwortlich.
6) Den Vortrag wegen der neuen Civil-Organisation und die Besorgung Euerer Königl. Maj. höchsten Befehle in Absicht auf diesen Gegenstand würde
ich unterthänigst anrathen, dem Freiherrn von Altenstein zu übertragen, welcher damit völlig vertraut ist.
7) Den Ministern könnte freigestellt werden, folgende Personen Vorträge in ihrer Gegenwart, oder im Behinderungsfalle durch Krankheit, Abwesenheit,
statt ihrer bei Euerer Königl. Maj. halten zu lassen:
a) Dem Grafen von der Goltz durch den Geheimen Rath Nagler in Sachen seiner Division, oder in Behinderungsfällen, in Sachen der politischen Division
durch einen der Räthe derselben.
b) Den Ministern Freiherrn von Altenstein und Grafen von Dohna durch den Geheimen Finanzrath von Klewitz.
c) Bei Behinderung des Kriegsministeriums werden Euere Königl. Maj. schon Höchstselbst Bestimmung treffen.
d) Inwiefern endlich der Geheime Finanzrath Sack ferner die Vorträge bei Höchstderoselben in Justizsachen zu halten haben werde, wird nach den
Umständen leicht festgesetzt werden können.
8) Die Einsetzung und Organisation dieses Ministeriums müsste nothwendig mit der Dienstentlassung des Staatsministers von Stein gleichen Schritt
halten und nicht einen Augenblick verspätet werden, damit die Leitung der Geschäfte nicht unterbrochen werde.
9) Sollten Euere Königl. Maj. die Reise nach Petersburg beschließen, so werden Allerhöchstdieselben wohl nur ein durchaus nothwendiges, kleines,
vertrautes Geschäftspersonal mit dahin nehmen und befehlen, daß besonders innere Angelegenheiten, die nicht dringend sind, bis zu Höchstihrer
Rückkunft liegen bleiben.
10) Die weitere Organisation sowohl der Ober- als der Unterbehörden, der beabsichtigten Nationalrepräsentation, des obenerwähnten größeren Staatsraths
u. s. w. wird demnächst von Euerer Königl. Maj. unter Beiziehung Höchstihres Ministerii näher festgesetzt und nach Höchstihren Beschlüssen sodann
ausgeführt werden können. Es scheint indessen nöthig, mit der Einrichtung der Stadträthe
zu eilen, weil die Erwartungen hierauf sehr gespannt sind. Übrigens nehme ich mir aber die Freiheit, hier die Bemerkung zu wiederholen, wie höchst wichtig es sei, alles was die Theilnahme der Nation an den
Angelegenheiten des Staats, an der Vertheidigung desselben etc. betrifft, mit größter Vorsicht zu leiten, damit diese an sich vortreffliche und bei
der Lage der Dinge sehr nöthige Sache so sei und bleibe, als es mit einer monarchischen Verfassung zu vereinigen ist, und nicht in etwas Revolutionäres
ausarte. Bei der immer drohender werdenden und nicht aus den Augen zu verlierenden Gefahr, daß Napoleon die Vernichtung Preußens beabsichtige,
ist Bearbeitung und Benutzung des Nationalgeistes allerdings äußerst wichtig, allein es ist vor allen Dingen nöthig, daß es eine kluge und sehr
vorsichtige sei, damit sie nicht ohnerachtet der besten Absichten alles verderbe und in den Abgrund stürze.
Ein Hauptgrundsatz in Euerer Königl. Maj. Politik, über den ich ebenfalls Gelegenheit hatte, mich mündlich näher zu äußern und daher hier in kein
weiteres Detail eingehe, muß jetzt
meines Erachtens sein, alles Aufsehen sorgfältigst zu vermeiden. Und was macht wohl ein größeres und gefährlicheres Aufsehen, als eine unvorsichtige
und unzeitige Bearbeitung des Volkes. Daß dieses aus Liebe und Anhänglichkeit an seinen König und an die Verfassung zu allen Opfern vorbereitet und
willig sei, daß man dessen Gesinnungen kenne und wisse, was man von ihm fordern und erwarten kann, daß man in der Stille Pläne entwerfe, wie man seine
Theilnahme mit großmöglichster Kraft zu benutzen im Stande sei - darauf kommt es an. Genaue Aufsicht auf Maßregeln einzelner Männer und auf
Verbindungen, die mit den reinsten Zwecken dennoch großes unwiederbringliches Unglück herbeiführen könnten, ist diesemnach höchst nothwendig.
11) Zur Ausfertigung Euerer Königl. Maj. ersten Befehle wegen der Einrichtung des neuen Ministeriums schlage ich Höchstdenselben den Geheimen Rath
Nagler unterthänigst vor, so wie ich überhaupt glaube, daß er am besten den Zweck erfüllen wird, in Fällen, wo Allerhöchstdieselben eines besonderen
vertrauten Expedienten zu Ausfertigung Ihrer Willensmeinung bedürfen, solche, sowie andre Aufträge zu Euerer Königl. Maj. Zufriedenheit zu besorgen.
Er würde dabei des Titels eines Kabinetsraths gar nicht bedürfen. Außer seinen Verhältnissen als Divisionschef bei dem auswärtigen Departement würde
er aber noch folgende zweckmäßige Bestimmungen erhalten können:
a) Der alte würdige Präsident des General-Postamts Geheimer Rath von Seegebarth wird schwer zu ersetzen sein, wenn nicht zu diesem in vielem Betracht
wichtigen Posten Jemand wieder angezogen wird. Er wünscht sich selbst dazu den Geheimen Rath Nagler. Geruhten Euere Königl. Maj. dem Geheimen Rath von
Seegebarth, der jetzt dadurch sehr gekränkt ist, daß auch ihm, wie andern Departementschefs, - meines Erachtens sehr unrecht und unzweckmäßig und zum
großen Nachtheil für diese Dienstpartie, der er mit so seltener Geschicklichkeit und Thätigkeit vorsteht, - seine Eigenschaft als solcher genommen
worden ist, diefes Departement als Chef zu lassen und ihm, als eine gewiß verdiente Belohnung, den Charakter als General-Postmeister zu ertheilen,
zugleich aber den Geheimen Legationsrath Nagler ihm zu adjungiren und diesen zum Vice-General-Postmeister zu ernennen, so würde jene Absicht
vollkommen erreicht und das Beste des Dienstes in mehrerer Hinsicht befördert werden. Mit dem auswärtigen Departement steht das Postwesen ohnehin
in genauer Verbindung. Die Verhältnisse desselben zu jenem und zu den übrigen Ministern werden auch nicht schwer zu bestimmen sein.
b) Würde der Geheime Legationsrath Nagler dazu geeignet sein, die geheime Polizei in der erforderlichen Verbindung mit dem Minister des Innern zu
leiten und Euerer Königl. Maj. davon Vortrag zu machen.
12) Es kann nicht fehlen, daß gegen die Beschlüsse Euerer Königl. Maj. Reclamationen von mehreren Personen entstehen, die sich zurückgesetzt glauben
werden, - das ist unvermeidlich, aber bei der hohen Wichtigkeit der Wahl auf solche persönliche Beschwerden nur insofern Rücksicht zu nehmen, als
diejenigen, die es vorzüglich verdienen, etwa durch andere Auszeichnungen etc. beruhigt werden können. Und dieses werden Euere Königl. Maj. nach
Ihrer milden, menschenfreundlichen Denkungsart Höchstselbst gern wollen. Unter diesen Voraussetzungen ist es aber dann auch nothwendig, fest bei
den genommenen Beschlüssen zu beharren und diejenigen, welche sich solche nicht gefallen lassen wollten, ohne Weiteres gehen zu lassen, nach den
Umständen und nach ihrem Benehmen mit oder ohne Pension. Ich nehme mir die Erlaubniß, mich hier über einige Personen zu äußern, die mir eine solche
Auszeichnung oder Beruhigung vorzüglich zu verdienen scheinen.
a) Der Staatsminister Freiherr von Schroetter würde vielleicht mit einer angesehenen Ober-Hofcharge abgefunden werden können, vielleicht mit
Ertheilung des Schwarzen Adler-Ordens. Nur halte ich es für Pflicht zu erinnern, daß Hochdieselben in Absicht auf eine solche Hofcharge die
Wünsche des Gesandten in Hamburg Baron Grote und das ihm gnädigst gemachte Versprechen werden berücksichtigen wollen.
b) c) Bei dem auswärtigen Departement sind der Geheime Legationsrath von Raumer, ein braver geschickter Mann, und der Geheime Legationsrath Küster,
der auch mit Auszeichnung gedient hat, überflüssig. Ersterer qualificirt sich am besten für das Departement der Gesetzgebung und Verfassung und
würde vorerst bei der Friedensvollziehungs-Commission fortarbeiten, letzteren haben Euere Königl. Maj. bereits in Cassel angestellt; ich glaube
aber, daß es angemessen sein würde, und daß er völlig verdient, den Charakter eines Gesandten zu erhalten, sobald der König von Westfalen einen
Gesandten an Höchstdero Hof sendet.
d) Der Geheime Finanzrath Sack, ein rechtschaffener, thätiger und geschickter Mann, hat sich durch vorige Dienste, sowie durch die Geschäfte bei
der Friedensvollziehungs-Commission sehr verdient gemacht, und seine jetzigen Aufträge geben ihm neue Ansprüche.
e) Der Geheime Finanzrath und Präsident von Gerlach verdient ebenfalls als bisheriger Generalcommissarius in der Churmark und sonst alle Rücksicht.
f) Dem Chef-Präsidenten des Kammergerichts Behme werden Euere Königl. Maj. gern einen öffentlichen Beweis Ihrer Achtung und Zufriedenheit geben, und
er ist derselben würdig, ohnerachtet ich aus mehreren Gründen nicht würde rathen können, ihn wieder zunächst bei Höchstihrer Person zu beschäftigen.
g) Ebenso hat der Präsident von Kircheisen um so mehr Ansprüche auf Höchstihre Gnade und auf eine Auszeichung, da ihm Beyme vorgesetzt wurde, so sehr
ich überzeugt bin, daß kein Grund vorhanden ist, ihn jetzt dem Kanzler von Schroetter bei Besetzung des Jutizministeriums vorzuziehen. Die sich so
laut äußernde öffentliche Meinung, das Beispiel in allen anderen Staaten, machen es bei der Reorganisation Euerer Königl. Maj. Monarchie nothwendig,
wesentliche Schritte zu thun, um verdiente Männer des Bürgerstandes, gleich dem Adel auszuzeichnen, und überhaupt eine Rangordnung zu bestimmen,
nach welcher der Ehrenplatz der Civilstellen besser gewürdigt und nicht nach dem Geburtsadel abgemessen wird. Vorjetzt aber scheinen einige solche
Schritte um desto dringender, wenn Höchstdieselben jetzt zwei Minister vom alten Adel, wie die von Altenstein und Graf von Dohna, ernennen.
Ich wünschte diesemnach, daß Euere Königl. Maj. geruhen möchten, den Präsidenten Beyme und den Geheimen Finanzrath Sack aus höchsteigener Bewegung
und mit Befreiung von allen Gebühren in den Adelstand zu erheben und dann diesen beiden Männern, sowie den beiden Präsidenten von Gerlach und von
Kircheisen den Rothen Adler-Orden zu ertheilen.
h) Den Adelstand würde ich auch für den Geheimen Legationsrath Küster in seinen jetzigen Verhältnissen, sowie für den Geheimen Rath Nagler, bei
der ihm zu bestimmenden Categorie für angemessen, und diese Männer einer solchen Auszeichnung vollkommen würdig finden. Hierdurch würden Euere
Königl. Maj. viel für die Opinion thun, denn die Meinung derjenigen, denen diese Auszeichnungen theils als bisher nicht gewöhnlich auffallen
möchten, ist nicht die öffentliche, so allgemein herrschende Opinion. Gerade, daß die beiden neuen Minister den Orden nicht erhielten, während
ihn jene als besondere Belohnung bekämen, wäre, dünkt mich, zweckmäßig.
13) Um jeden Einwurf zu heben, der aus der Eigenschaft als Unterthanen abgetretener Provinzen gegen den Freiherrrn von Altenstein, den Geheimen
Legationsrath Nagler und den Geheimen Finanzrath Sack gemacht werden könnte, ertheilten Allerhöchstdieselben diesen Männern das Indigenat in
Ihren jetzigen Staaten. Sie opfern gewiß gern jedes andere Verhältniß willig auf.
14) Der Geheime Finanzrath Sack würde vielleicht als Staatsrath der Partie der Gewerbe etc. am zweckmäßigsten vorzusetzen sein, der Geheime
Finanzrath von Klewitz neben seinen Beschäftigungen bei dem Ministerium auch eine besondere Partie leiten können.
15) Der Geheime Finanzrath von Schön wird mit großen Nutzen als Geheimer Staatsrath bei irgend einem oder mehreren Geschäftszweigen dienen können,
seine bisherige Bestimmung als Rath halte ich für ihn angemessen, nicht aber die eines Provinzialchefs oder Präsidenten.
16) Hierzu möchte sich eher der Geheime Finanzrath von Borgstede eignen, wenn nicht für gut gefunden wird, ihm auch als Geheimen Staatsrath die
Leitung eines Fachs anzuvertrauen.
17) Der Geheime Finanzrath von Beher der Zweite würde wie bisher dem seinigen vorstehen,
18) der Geheime Finanzrath von Schlaberndorf sich vornehmlich zu dem Rechnungsfach eignen,
19) der Geheime Finanzrath Stägemann zu seinem bisherigen Geschäfte. Wegen seiner gegenwärtigen Aufträge verdient er aber insonderheit eine
Auszeichnung. Er ist, so viel ich weiß, Rittergutsbesitzer und würde auf die Ertheilung des Adels, glaube ich, Werth setzen, wenn Euere Königl.
Maj. ihm solchen aus höchsteigener Bewegung und freien Stücken zu ertheilen geruhten.
20) Der Geheime Finanzrath von Quast würde eine Anstellung bei einem angemessenen Fache erhalten.
21) Ebenso die übrigen brauchbaren und in die neue Organisation passenden Geheimen Finanzräthe. Nach ihrer Qualification, nach ihrem Charakter und
nach ihrem bisherigen Betragen würden die Geheimen Finanzräthe überhaupt Anstellungen finden, oder nach den Umständen mit Pension zur Ruhe gesetzt
werden; eine sorgfältige Prüfung wird hierbei nöthig sein.
22) Über den Geheimen Rath Niebuhr habe ich mich mündlich erklärt. Der Geheime Rath L'Abbaye bei der Seehandlung hat auch Verdienste, besonders für
das Praktische.
23) Es bleibt mir nur noch übrig, in Absicht auf die Besoldung der beiden anzustellenden Minister von Altenstein und Graf von Dohna mein
unterthänigstes Gutachten dahin abzugeben, daß ich dafür halte, daß für jeden 8000 Rthlr. zu bestimmen sein möchten; die vorhandene freie
Wohnung im Königlichen Accise-Dienst-Hause würde wohl, als ohnehin zu dem ihm bestimmten Posten gehörig, dem von Altenstein zufallen, der kein
Vermögen und seine Mutter und Schwester zu unterhalten hat; daher es vorzüglich billig ist, ihn gegen Nahrungssorgen zu schützen.
Ich unterwerfe diese meine ehrerbietigsten Vorschläge Euerer Königl. Maj. höchster Prüfung. Höchst wesentlich scheint es mir vor allen Dingen, daß
Höchstdieselben sich nicht bloß mit vollkommen geschickten, sondern auch mit bescheidenen Männern ohne Anmaßung umringen, die ganz rein von Charakter,
zugleich eines hohen Gefühls von Ergebenheit und Anhänglichkeit fähig sind und Ihnen das jetzt so unendlich schwere Regierungsgeschäft wirklich
erleichtern, aber doch dabei stets vor Augen haben, daß Euere Königl. Maj. nicht nur durch stete Übersicht wirklich in Stand gesetzt werden,
höchstselbst kräftig zu regieren, sondern auch, daß Ihr Volk dieses spüre und keinen andern Glauben habe. Wenn der Graf von Dohna, wie ich nach
allen eingezogenenen Nachrichten vermuthe, der Erwartung entspricht, so hoffe ich, daß es Euerer Königl. Maj. ohne Verdruß und Unannehmlichkeiten
gelingen wird, die Männer, welche solchergestalt Höchstihr Ministerium componiren würden, stets Höchstselbst zu dem großen Zweck hinzuleiten und
zusammen zu halten.
Was aber Euere Königl. Maj. in Absicht auf diese Organisation sowohl als auf andere Gegenstände beschließen, dabei geruhen Sie dann so unabweichlich
zu beharren, wenn man Ihnen auch noch so viele Einwendungen machte, da ein Rückschritt, jedes Schwanken in dieser kritischen Epoche, wo Ernst und
Kraft in Entschließung, Belohnung und Strafe so dringend sind, unfehlbar doppelt nachtheilig auf die Opinion und Höchstihre ganze künftige Regierung
werden würde, die durchaus kräftig sein muß und für deren Glück und Heil ich die heißesten Wünsche gen Himmel schicke.