GStA PK Berlin, Nachlässe, Rep. 92 Friedrich Wilhelm III. B VII a Nr. 10
Bl. 166: Ausf. eigh., gez. Hardenberg. Gedruckt in: Von Stein zu Hardenberg. Dokumente aus dem Interimsministerium Altenstein/Dohna. Herausgegeben von Heinrich Scheel und Doris Schmidt (Akademie der Wissenschaften der DDR, Schriften des Zentralinstituts für Geschichte, Band 54) Berlin 1986, S. 770-775.
Seit der gestrigen Unterredung mit E. K. M. und bei der großen Abneigung, welche Allerhöchstdieselben gegen die
Entfernung des Großkanzlers Beyme, des Ministers von Altenstein und des Geheimen Staatsrats Nagler von ihren
Dienststellen bezeigten, habe ich mich unaufhörlich mit dem inneren Kampf beschäftiget zwischen dem sehnlichen
Wunsch, Höchstihrer auf die Beibehaltung dieser Männer gerichteten Neigung zu entsprechen, und dem, was ich -
nicht nach Gefühlen, denn diese würden, wollte ich ihnen folgen, mich ebenfalls für diese Beibehaltung stimmen
lassen - sondern nach vernünftigen Gründen tun muß, um den schweren und großen Zweck zu erreichen, den E. K. M.
mir aufgeben wollen. Könnten Allerhöchstdieselben doch in meinem Herzen lesen! Sie würden darin finden, wieviel es
mich kostet, Ihnen nach der sorgfältigsten Prüfung bestimmt zu erklären, daß ich mich der Erfüllung jenes Zwecks
unmöglich widmen kann, wenn E. K. M. die Gründe für jene Beibehaltung überwiegend finden sollten.
Niemand weiß es besser als Sie Selbst, allergnädigster König, wie weit entfernt ich davon war, die Stelle zu suchen,
die E. K. M. höchstes Vertrauen mir überträgt. Nur meine Liebe und Anhänglichkeit an Allerhöchstdero Person und die
Betrachtung, daß die Pflicht es laut fordert, in einem so gefahrvollen Augenblicke nach äußersten Kräften zur Rettung
beizutragen, können mich allein bewegen, meine Ruhe und ländliche Zurückgezogenheit, deren ich mich nach einem
stürmischen Leben zu widmen hatte, zum Opfer zu bringen. Aber ich kann das nur bei voller Überzeugung, daß ich
würklich hoffen darf, das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Sonst würde ich höchst strafbar und pflichtwidrig gegen
E. K. M. und gegen mich selbst handeln. Mögen immerhin gewöhnliche Menschen mich für fähig halten, dem Ehrgeiz und
Persönlichkeiten Gehör zu geben - das ist der Lauf der Welt - mein Bewußtsein erhebt mich weit darüber. Um desto
gefaßter kann und muß ich aber dabei beharren, was mir die Vernunft und mein Gewissen in dieser wichtigen Sache
vorschreiben.
Wenn E. K. M. gnädigst zu erwägen geruhen, daß man wohl nicht leicht einen schwereren Beruf übernehmen könne, als der
ist, dem ich nach Höchstdero Willen folgen soll, so müssen Sie einsehen, daß die Hindernisse notwendig wegzuräumen
sind, die mir die Sache erschweren und verleiden oder die Erfüllung des Zwecks gar vereiteln können. Und daß dieses
auch in Absicht auf wahrscheinliche oder als möglich vorauszusehende Hindernisse unerläßlich sei, ist nicht minder
wahr. Ich bin Mensch und kann in meinen Besorgnissen irren, obgleich ich sie ganz frei von Leidenschaft hege und sie
durch so viele Tatsachen begründet sind - aber in dieser Sache ist es nur den sichersten Weg zu gehen erlaubt.
Wenn E. K. M. die Zeit ferner erwägen, in der ich das leisten soll, was nötig ist, so werden Höchstdieselben
einsichtsvoll ermessen, daß ich nicht erst das Wagestück eines Versuch machen dürfe, ob die Minister mir folgen und
eifrig und willig zu einem Zweck mit mir arbeiten werden, daß ich schlechterdings darauf rechnen muß, gleich Mitarbeiter
zu haben, in die ich kein Mißtrauen zu setzen gezwungen bin, die mich gern und nach meinen Ideen unterstützen und die
Ausführung eifrig besorgen. Das steht aber von den erwähnten Männern keineswegs zu erwarten, vielmehr muß ich allem
entgegensehen, was Unzufriedenheit, beleidigter Egoismus und böser Willen ihnen eingeben würde, wo nicht öffentlich
und geradezu, doch heimlich und mittelbar gegen mich zu tun. Wird aber nur ein Glied aus der Kette des Ganzen gerissen,
treten Verzögerungen und unnötige Schwierigkeiten ein, so muß dieses die Zerrüttung meiner Plane nach sich ziehen,
mithin die Nichterfüllung von E. K. M. Erwartungen und die schlimmsten Folgen für Höchstdieselben, für mich aber ewig
nagenden Kummer, Schimpf und Schande.
Der Großkanzler Beyme ebensosehr als die andern kann meine Maßregeln unter dem Vorwande und Schutz der Justiz hemmen.
- Man weiß ja, daß dem Sprichwort nach das Recht eine wächserne Nase hat, und Erfahrungen - alte und neue bis zu dem
heutigen Tage -, nicht bloß Vermutungen belehren mich nur zu sehr über das, was ich von dem Großkanzler zu erwarten
habe, er mag sich stellen, wie er will. Das Hypothekenwesen ist z. B. mit den von mir einzuleitenden Hauptmaßreglen
in Absicht auf die Steuerobligationen so nahe verbunden, daß allein schon hierbei die willigere oder weniger hülfreiche
und eifrige Konkurrenz des Großkanzlers entscheiden für den Erfolg oder Nichterfolg sein kann. Die Grundsätze des
Großkanzlers zu einem weiteren Beispiele wegen des Provinzialschuldenwesens, die einen Bankrott des Provinzen
beabsichtigen, sind mir zu bekannt, als daß ich nicht auch wegen dieses Gegenstandes alles fürchten sollte.
Je beglückender E. K. M. Vertrauen für mich ist, um desto heiliger ist die Pflicht, den höchsten Grad der
Sorgfalt anzuwenden, damit ich solchem möglichst entspreche. Je ehrenvoller die Meinung ist, welche man im Publikum
von der vorseienden Veränderung hat - wovon schon das starke Steigen der Papiere ein Beweis ist -, desto mehr liegt
mir ob, auch dieses Zutrauen zu rechtfertigen, so weit ich nur immer vermag, und ich darf es E. K. M. beteuern, daß
es selbst dieser jetzt für die Geschäfte besonders im Finanzwesen so notwendigen guten Meinung und dem Vertrauen zu
mir höchst nachteilig werden müßte, wenn man sähe, daß ich nicht imstande sei, bei meinem Eintritt an die Spitze der
Administration von E. K. M. zu bewürken, daß Männer aus derselben entfernt würden, die das Publikum entweder für
meine offenbaren Gegner hält wie den Großkanzler oder auf die es gar kein Vertrauen setzt.
E. K. M. haben gestern Höchstselbst erklärt, daß sie dieses zu Ihren jetzigen Ministern nicht hätten. Erlauben Sie
mir aber, zu bemerken, daß, wenn sie jenes allerhöchste Vertrauen würklich nicht genießen, alsdann die für ihre
Verabschiedung so laut sprechenden Gründe auch notwendig die aus Höchstihrem vortrefflichen Herzen herrührende
Abneigung gegen diesen Schritt überwinden müssen. Genössen sie es aber, dieses Vertrauen, so könnte das, wie die
Sache liegt, nicht anders als mit Abbruch dessen sein, welches ich durchaus ungeteilt haben muß, wenn ich es über
mich nehmen soll, E. K. M. höchste Absichten zu erfüllen, und ganz vorzüglich in diesem ersten Augenblick, wo es
darauf ankommt, der Maschine den Schwung zu geben.
Wie viele Zeit würde ich gleich erst unnütz verlieren, wenn ich damit anfangen sollte, die Unzufriedenheit der
jetzigen Minister zu bekämpfen, ihnen unter weitläuftigen Diskussionen meine Plane verständlich und annehmlich zu
machen, wenn ich dann fortwährend meine Aufmerksamkeit von der Sache selbst abziehen müßte, die die größte Sorgfalt
erfordert, um sie darauf zu richten, ob und wo man ihr Hindernisse in den Weg legte. Nur dann darf ich mir einen
guten Erfolg versprechen, wenn ich mich frei von Sorgen dieser Art allein mit dem, was not tut, beschäftigen kann;
nur wenn ich mit jenen Männern gar nichts zu tun habe, mit ihnen keinen Augenblick verlieren muß, wenn ich gleich
anfangs mit solchen Gehülfen arbeiten kann, bei denen ich jene Hindernisse zu vermuten nicht genötigt bin und auf
deren Folgsamkeit und guten Willen ich mich ganz verlassen kann. Nur dann stehe ich auch dafür ein, daß keine
Stagnation in den Geschäften entstehe oder vielmehr daß sie aufhöre, und es ist die Sache der neuen Behörden, sich
von den bisherigen die nötigen Aufschlüsse zu verschaffen. Überdies beabsichtige ich bei den Räten der Ministerien
wenig Veränderungen.
E. K. M. äußerten gestern die Besorgnis, daß die Entlassung des Großkanzlers wie auch des Ministers von Altenstein
und des Geheimen Staatsrats Nagler selbst in Frankreich mißfallen werde und daß ersterer im vorigen Winter in großer
Connexion mit dem Grafen von St. Marsan gewesen sei. Ganz zufällig erfuhr ich heute aus dem Munde des Grafen von St.
Marsan ohne meine Veranlassung ganz das Gegenteil, überzeugte mich neuerlich von der Zufriedenheit, die man mit dem
Grafen von Goltz vorzüglich vor E. K. M. andern Ministern hegt, hörte aus dem Munde ebendieses Grafen, daß man von
hier aus nach Paris gegen meine Anstellung schrieb und kabalierte und daß dieses vielleicht ein Bewegungsgrund mehr
für den Kaiser gewesen sei, sich für solche zu entscheiden. Gewiß der beste Schlüssel zu den Insinuationen des p.
Clairembault, die wohl nur hier in Berlin angesponnen wurden und den Geheimen Staatsrat Nagler zum Urheber haben und
denen der Feldmarschall Graf von Kalckreuth sich hingegeben haben mag, auf dessen Berichte zu schwören ich großes
Bedenken haben würde.
Wenn E. K. M. übrigens die Opinion im Lande wegen der mehrerwähnten Entlassungen beachten, so bitte ich ganz gewiß
zu sein, daß die große Mehrheit denselben den größten Beifall geben und in solcher eine heilsame und Hoffnung
erregende Maßregel sehen wird, was auch einzelne davon halten möchten. Nie ist der Zeitpunkt günstiger dazu gewesen,
nie kann er günstiger wiederkommen.
Sollten E. K. M. durch meine Gründe nicht überzeugt werden, so bitte ich um die einzige Gnade, mir zu gestatten,
daß ich mich in mein stilles eingeschränktes ländliches Verhältnis zurückziehen dürfe. Ich werde dann nie aufhören,
den allerlebhaftesten Anteil an allem zu nehmen, was E. K. M. höchste Person, Ihr Haus und die Wohlfahrt des Staats
betrifft, aber zugleich die Beruhigung haben, daß ich mich nicht mit einem sträflichen Leichtsinn einem Beruf hingab,
von dem ich voraussahe, daß ich ihn nicht erfüllen könne.
Möchten E. K. M. mich doch nur richtig hierin beurteilen!
Wenn Allerhöchstdieselben aber durch jene Gründe Sich bewogen finden, meine Anstellung der damit incompatibeln
Beibehaltung jener Männer vorzuziehen, so stelle ich folgende Maßregeln der Höchsten Genehmigung untertänigst anheim:
1. den Minister Grafen von der Goltz in seiner Stelle zu beizubehalten,
2. dem Minister von Altenstein seine Entlassung mit 4000 Talern Pension und der
Erlaubnis, sie außer Landes zu verzehren, woran ihm sehr viel gelegen sein wird, zu
geben,
3. dem Großkanzler Beyme ebenfalls seine Entlassung mit 4000 Talern Pension,
4. dem Grafen von Dohna, der ein braver Mann ist, über dessen Geschäftsführung aber allgemeine Beschwerden herrschen, nicht weniger die Entlassung aus dem Ministerium mit dem Vorbehalt einer anderweitigen Anstellung nach den Umständen und 4000 Talern Pension, die er vermutlich nicht annehmen wird,
5. dem Geheimen Staatsrat Nagler die Entlassung mit 3000 Talern Pension.
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Der Aufwand an Pensionen kann bei der Wichtigkeit des Gegenstandes, der erreicht werden soll, nicht in Betracht kommen. Bei dem Geheimen Staatsrat Nagler wird erspart, da seine Stelle durch den Geheimen Staatsrat Küster ersetzt werden kann, dessen Stelle aber gar keine Wiederbesetzung erheischt. Die Form der Entlassungen kann immer so milde, als es nach den Umständen möglich ist, eingerichtet werden:
E. K. M. fänden sich durch wichtige Gründe bewogen, sie von ihren bisherigen Diensten zu entbinden, und wollten ihnen zum Beweise Höchstihrer Erkenntlichkeit für diejenigen, welche sie zeither geleistet hätten, von 1. Juni d. J. an eine jährliche Pension von 4000 (3000) rtl. bewilligen, wogegen von diesem Tage an ihre bisher bezogenen Gehalte und Emolumente aufhörten. Sie vertrauten, daß sie ihren Nachfolgern im Dienst die unter sich habenden Akten und Nachrichten pflichtmäßig abliefern und über die Lage, darin sich die ihnen anvertraut gewesenen Geschäfte befänden, vollständige Auskunft geben würden. - Bei Graf Dohna könnte der oben erwähnte Zusatz gemacht werden.
6. Wegen des Generals von Scharnhorst ist, wie ich von ihm selbst vernehme, der Entschluß schon gefaßt, daß er sich auf seine General-Quartiermeisterstelle beschränke, welches auch wegen der großen Abneigung, die man in Frankreich gegen ihn hegt, wohl sehr notwendig ist. Ich behalte mir vor, über diesen Gegenstand mündlich noch einiges ehrerbietigst hinzuzusetzen.
7. Das Ministerium der Finanzen würde vorerst mit keinem Minister wieder besetzt. E. K. M. behielten Sich die höchste Entschließung vor. Einstweilen übernähme ich die speziellere Aufsicht und allgemeine Leitung dieser Partie, welches auch öffentlich mit bekanntgemacht werden müßte, weil es für den Kredit nötig sein dürfte. Dieses Ministerium hat bekanntlich zwei Hauptzweige:
a) für die Administration der Domänen und Forsten, auch der direkten und indirekten Abgaben - in zwei Sektionen,
b) für die Geldgeschäfte und Institute.
Zu a) Dem ersten Hauptzweige, welcher zum Teil nicht gehörig besetzt ist, würde ich untertänigst anraten, den Geheimen Staatsrat Sack kommissarisch vorzusetzen. Dieses hat wegen der Einwendungen, die man abseiten Frankreichs gegen seine Person machen könnte, keine Schwierigkeit, insofern keine Erhöhung seines Rangs vorjetzt damit verbunden wird. Ich habe mit dem Grafen St. Marsan vorläufig darüber geredet, ob es Bedenken haben könne, den p. Sack hier an die Spitze eines Geschäftszweiges zu stellen, wenn ich für ihn einstehe. Er meinte: nein, zumal wenn er meine Erklärung einberichte.
Zu b) Dem zweiten und jetzt so äußerst wichtigen Hauptzweige würde ich meine besondere Aufmerksamkeit widmen. Die bisherigen Räte L'Abbaye, Staegemann und Niebuhr arbeiteten darin fort. Hier würde ich aber bitten, einen vierten Geheimen Staatsrat in der Person des Kammerherrn von Oelßen anstellen zu dürfen, dessen Rechtlichkeit, Tätigkeit, Ordnung und Bekanntschaft mit Geldgeschäften, dessen rühmliche, so schändlich verleumdete Geschäftsführung in der Neumark, die ich genau und aktenmäßig kenne, ihn völlig dazu qualifizieren. Er ist mir überdies seit langen Jahren affidiert, ich kann mich ganz auf ihn verlassen, und mit meinen Planen und Ideen ist er völlig bekannt. Dem Geheimen Staatsrat
Niebuhr geruhten E. K. M. die gewünschte Entlassung in gnädigen Ausdrücken zu verweigern.
8. Das Ministerium des Innern würde mit dem Geheimen Staatsrat von Humboldt besetzt werden können. - Wer der Sektion für den Kultus p. an dessen Stelle vorzusetzen sei, ob nicht vielleicht rätlicher befunden werde, derselben einen eigenen Minister vorzusetzen, würde noch einer Überlegung unterzogen werden können. Vielleicht bequemte sich der Graf Dohna dazu, diese Stelle anzunehmen.
9. Für das Justizministerium würden E. K. M eine Wahl zwischen dem Kanzler Freiherrn v. Schroetter oder dem Präsidenten von Kircheisen zu treffen geruhen. Die Benennung Justizminister würde mir dann passender erscheinen als die eines Großkanzlers.
10. In Absicht auf das Kriegsministerium würden Allerhöchstdieselben das Nähere gnädigst bestimmen, worüber ich mir auch noch einen mündlichen untertänigsten Vortrag vorbehalte.
11. Da es wohl unvermeidlich sein wird, dem französischen Kaiser durch die Abberufung des Grafen von Finkenstein von Wien zu genügen, so müßte dieser vorerst auf Wartegeld gesetzt werden. Seine Stelle könnte vielleicht der Graf von Lehndorf erhalten und dagegen ein anderer nach Spanien gehen.
Über alle diese Gegenstände werde ich morgen E. K. M. allerhöchste Befehle in Charlottenburg vernehmen.
GStA PK Berlin, Staatskanzleramt, Rep. 74 H IV Nr. 1 Bd. 3 Bl. 8: Hardenberg eigh.
Gedruckt in: Von Stein zu Hardenberg, S. 775 f
Untertänigste Nachschrift
Über meine eigene Anstellung, wenn E. K. M. sie nach dem Inhalt meines untertänigsten Berichtes beschließen, wage ich
folgendes ehrerbietigst vorzustellen.
1. Da mir an der Benennung gar nichts liegt, sondern nur an der Sache, d. i. an der Möglichkeit und Befugnis, nach
Allerhöchstdero Befehlen mit der erforderlichen Autorität zu wirken, so scheint mir die Benennung Präsident des
Ministeriums und des Staatsrats, welche E. K. M. beabsichtigen, auch dazu völlig hinreichend; ob Allerhöchstdieselben
den Titel Staatskanzler, wie gestern vorkam, hinzuzufügen für gut finden, wenn ein Justizminister an die Stelle des
Großkanzlers tritt, stelle ich lediglich der höchsten Bestimmung anheim.
Aber wesentlich scheint mir, daß in der Bekanntmachung gesagt werde, daß E. K. M. mir die obere Leitung aller
Staatsgeschäfte unter Ihren höchsten Befehlen anvertraut haben, wegen der erforderlichen Autorität. Die näheren
Verhältnisse mit den Ministern wegen der Vorträge bei Höchstdero Person usw. würden einer Feststellung bedürfen,
darüber ich mir E.K. M. höchste mündliche Befehle erst erbitten werde.
2. Wegen der Besoldung muß ich meine gestrige Bitte untertänigst wiederholen. Zusetzen kann ich durchaus nichts,
ohne Gefahr zu laufen, meine Verpflichtungen nicht erfüllen zu können. Erübrigen will ich nichts, nur das Notwendige
ohne Sorgen, die mit dem großen Wirkungskreis, den ich antrete, gar nicht vereinbar sind, wünsche ich zu haben, und
das, hoffe ich, werden E.K. M. billigen. Sie vertrauen mir Millionen an und werden mir also auch gnädigst zutrauen,
daß ich unfähig bin, einen Mißbrauch von der Erlaubnis zu machen, jenes Notwendige mir aus der königlichen Kasse
auszahlen zu lassen. Am Ende des Jahres werde ich es Höchstdenenselben nachweisen.
Jede feste Bestimmung würde mir in dem gegenwärtigen Augenblick zuviel oder zuwenig geben. Beides aber würde mir
zuwider und letzteres, wie gesagt, nicht zu ertragen sein.
Das Publikum bedarf ja hiervon gar nichts zu wissen! Aber so geben E. K. M. mir Ruhe für meine Arbeit, deren ich
bedarf. Da ich mich weit weniger um meine Gütergeschäfte werde bekümmern können, so werde ich ohnehin dadurch
ansehnlichen Verlust erleiden. Auf die freie Wohnung in dem Hause am Dönhoffschen Platz würde ich überdem rechnen
dürfen, da E. K. M. jene jetzt jedem Ihrer Minister geben.